Aus dem Atelier// Effiziente Produktionsabläufe

Aus dem Atelier// Effiziente Produktionsabläufe

Warum Effizienz in der Produktionskette furchtbar wichtig ist und warum Effizienz manchmal sogar Ehen gefährden kann.

Viele von euch wissen, dass wir zu Beginn des Jahres einen sehr herben Mitarbeiterausfall hatten. In einer ganz entscheidenden terminlich engen Situation. Als Herr und Frau Kunterbunten den Produktionsablauf der neuen Situation entsprechend überarbeiteten, brauchten wir erstmal 12 MonCherie für die nerven. Es sah düster aus!

Was tun? Dem Kunden sagen, dass wir nicht fristgerecht liefern können?

Jeder Mitarbeiter wird hier nach seinen Stärken eingesetzt. In seinen Stärken ist er schnell, in seinen Stärken ist er zu Hause, da ist er Experte. Einer macht den Springer. Dieser darf nicht zu anspruchsvoll sein, auf Zuruf wird hier oder da eingegrätscht. Das übernimmt üblicherweise Frau Kunterbunten. Einer trägt das organisatorische Oberkommando. Das kann Herr Kunterbunten am Besten. Er sieht genau, wer gerade ein MonCherie, oder nen Kaffee braucht.

Nachdem der Apparat hier am Rollen war, konnten wir unsere Produktivität stetig steigern. Wir hatten in Spitzenzeiten den dreifachen Output, wir zu Beginn errechnet. Und wenn jetzt beim geneigten Leser Bilder eines peitschenschwingenden Sklaventreibers aufplpooen, so muss ich euch enttäuschen. Hier waren alle voll dabei. Ich möchte hierbei nicht angeben, aber wir begannen einen Monat später als kalkuliert und waren de Facto 2 Wochen früher fertig. Von den anfangs veranschlagten 10 Wochen Produktionszeit brauchten wir also nur 4 Wochen.

Dieser letzte Produktionstag, es war ein Freitag, wir waren wie im Rausch. Es floss viel Sekt. Man lag sich in den Armen. Wir haben GEMEINSAM Grosses geschafft.

Wir hatten mega Bock abzuliefern!

Bekanntlich ist man ja effizient oder man ist es nicht. Solche „Persönlichkeitsmerkmale“ sind dominant. Besonders in unserem Privatleben wird auf Effizienz geachtet. So muss eine Route zum Briefkasten, mal eben an der Apotheke und am Schuhmacher vorbei führen. Zack…3 Dinge auf einen Streich erledigt! So hatte Frau Kunterbunten letztens die geniale Idee, dass wir ab jetzt immer eine Flasche Wein mit zum Joggen nehmen. Herr und Frau Kunterbuntens Joggingroute führt nämlich am Altglascontainer vorbei. Und keiner in unserem Haushalt hat jemals Lust, das Altglas wegzubringen. Keiner!

Ich möchte euch herzlich bitten, Herrn Kunterbunten etwas aufmunterndes zuzurufen, wenn er demnächst mit nem 1l Saure-Gurken-Glas an euch vorbei joggt 😉

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Was ist Glück?

Glück.

Glück ist, wenn Dinge zueinander passen. Zeit und Ort zum Beispiel. Und der Funke. Dieser spezielle Funke, der einen zum Brennen bringt.

Wir Kunterbunten brennen für Handmade. Echtes gutes Handmade von der Idee, dem Prototyping und der Serienproduktion. Alles aus unserer Hand. Echtes Handmade.

Unsere Arbeit ist das Herstellen von Taschen. Die Präsentation auf Kunsthandwerkermärkten, der Verkauf. Unsere Arbeit ist nicht beendet, wenn die Tasche auf dem Verkaufstresen steht, sondern wenn unsere Idee, unser Funke beim Kunden ankommt. Wenn sich beim Kunden ein Türchen öffnet. Wenn er realisiert, was er da in Händen hält:

Ein tolles handgemachtes Produkt. Handgemacht in Konstanz. Von glücklichen Hühnern.

Ja, unsere Kulturtaschen sind teurer, als diverse China-Ware bei M*ller Drogerie. Dafür braucht man kein Rechengenie sein, wenn man Durchschnittsgehälter in Asien mit denen in Deutschland vergleicht. Dafür bekommen unsere Näherinnen auch mehr Kohle für ihre Arbeit, sie können von ihrem Verdienst leben. Sie sind erwachsen. Sie sind sozialversichert und angemeldet.

Die letzten „Baustellen“ unsere Weihnachtsmärkte sind rum. Momentan wird noch alles ins Lager verräumt. Und ich wette, die Tannennadeln, die uns sämtliche Kisten vollgerieselt haben, werden uns das ganze Jahr an die Weihnachtsmärkte erinnern.

Uns hat 2017 unglaublich viel positives Feedback erreicht.

Wir sind dankbar und glücklich für diese Chance des Schicksals zu tun, was man liebt und davon leben zu können

Euch einen guten Rutsch und ein Frohes Neues Jahr!

Die Kunterbunten und Team

Wie ich letzens aus Versehen den Weltfrieden gefährdete

Es fing harmlos an.

Sagen wir mal: Ich bin da unvermutet in eine „Sache“ hineingeschlittert.

Quasi unschuldig. Klar, ne?!

Es ergab sich ein Tauschgeschäft, welches man im Allgemeinen nicht in Geld aufwiegen kann. In meiner grenzenlosen Selbstlosigkeit schlug ich als „Entlohnung“ vor, man könne MEINE Tätigkeit ja ausnahmsweise in Naturalien zahlen. Man überlegte hin und her und einigte sich dann auf Schokolade.

Das kommt hier in unserem Atelier aber nur den Mädels zugute- Der Einfachheit halber rechne ich Herrn Kunterbunten auch zu den Mädels, da Frau Kunterbunten ja keine Schokolade mag. Ja, ihr lest richtig. Frau Kunterbunten macht man mit einem Käsebrot mit Gürkchen richtig glücklich. Schokolade ruft bei mir nur ein müdes Gähnen hervor. Ja…seltsam. Ich hörte das schon des öfteren.

Es kamen also mit dem Auftrag ungefähr drölf Kilo Schokolade an. So viel, dass es unser Süssigkeitenglas zu sprengen drohte, ein paar Minuten lang, dann nahm der Bestand rapide ab, quasi minütlich sank der Pegel und man hörte nur Geschmatze. Man tauschte sich aus, welche Sorten am besten schmecken würden und später sah ich auch ein mit Schokoweihnachtskugeln belegtes Brötchen hier rumstehen *örks*. Nun ja…

Jetzt kommen wir zu dem Teil der Geschichte, an dem es hier mit der Stimmung bergab ging.

Gestern bekamen wir eine grosse Lieferung diverser sperriger und schwerer Waren. Der arme DPD-Mensch quälte sich hier unser Treppenhaus rauf. Ich hatte Mitleid und schenkte ihm eine Tafel Schokolade. Das war ein schwerer Fehler, wie ich später erfahren durfte. Ab da nahm das Schicksal nämlich seinen Lauf. Zu meinen Ungunsten. Es läuft also quasi bergab.

Heute morgen erzählte ich hier im lockeren Kreise von meiner guten Tat. Erwartet habe ich, dass mich alle einen guten Menschen nennen und sich Tränchen der Rührung aus dem Augenwinkeln wischen. Aber was dann passierte…ich hab immer noch Blutdruck, wenn ich nur dran denke. Schlagartig drehten sich alle Köpfe zu mir um. „Du hast UNSERE Schokolade verschenkt?“ Naja…unser…mein…dein…wir sind ein Team, die Schokolade gehört uns allen. „Also ja?“ Ähhhhhm…die Schokolade aus dem Glas, antwortete ich vorsichtig, bin ja diplomatisch und so weiter. Noch ahnte ich nicht, in welchen Schwierigkeiten ich ein paar Minuten später stecken würde.

Sie fingen an, sich komische Blicke zuzuwerfen. Ich ahnte in dem Moment, ich habe einen Fehler gemacht. Nur welchen? Und wie schwer war der Fehler? Wie das in solchen Momenten so ist, man will Schadensbegrenzng betreiben und reitet sich mehr und mehr in die Kacke. So wie auch in diesem Fall. „Du hast dem also einfach so UNSERE Schokolade geschenkt?“ Meine inneren Alarmglocken schrillten. Um aus der Nummer halbwegs lebend raus zu kommen hielt es für angebracht, die Geschichte ein wenig auszuschmücken. Ich erzählte von einem Erschöpfungszusammenbruch und von seinen 17 Kindern. 17 hungernden Kindern. Von den langen 34 Stunden Schichten. Von Wasser und Brot. Und all den Tränen, die er an meiner Schulter weinte. Ich erzählte von den 512 Kilo schweren Paketen, die dieser schmächtige 40 Kilo DPD-Mensch nach oben schleppte. Ein Turm an Paketen. Sehr hoch. Mindestens 6 Meter. Allein. Hoch. Getragen. In den ersten Stock. Diese Masche zog nicht. Völlig herzlos starrten mich alle an. Mit leeren Blicken, wie sie auch Psychopathen haben. Ihr wisst schon…so Blicke, wo man nur das weisse sieht. Mir brach ein wenig der Schweiss aus und ich duckte mich hinter meinem Ficus Benjamini, so tief ich konnte. Ich würde jetzt erstmal garnichts mehr sagen, beschloss ich. Ich tat ganz beschäftigt und zuppelte konzentriert am Ficus Benjamini rum. Als gäbs nichts wichtigeres. Auf der Welt. Das entspannte die Lage ein wenig. Ein paar Minuten herrschte Stille, ich wähnte mich schon in Sicherheit. Aber sie waren nur still, um Anlauf zu nehmen.

Man steigerte sich zu meinem Leidwesen wieder in diese Thematik. Ich immer noch still und unauffällig hinter meinem nun fast kahlen Ficus. Fatal wurde es, als eines der Mädels bemerkte, dass ich die Tafel WEISSE Schokolade mit Erdbeer verschenkte. Davon gab es nur eine Tafel. Süssigkeitentechnisch ist das bei Liebhabern wohl sowas wie die blaue Mauritius. Äusserst selten. Und kostbar. Und scheinbar hatten wohl alle auf diese Sorte spekuliert. Ich hatte so Bildchen im Kopf, wie ich die Tafel in die Runde werfe und sie sich wie Piranhas drauf stürzen. Fast musste ich leise kichern. Traute mich aber nicht. Kein Mucks! Sagte mein Überlebensinstinkt.

Es wurde gefragt, ob ich denn der Meinung sei, der DPD-Mensch leiste mehr als sie, die hart schuftenden unterernährten Nähmädels. In einem Ton…ihr wisst schon…so „beiläufig“ und trotzdem triefend vor Gefahr. Und wie ich mir das so vorstellen würde, ein Leben ohne weisse Schokolade mit Erdbeergeschmack. Was für Fragen. Was soll ich darauf antworten. Hah! Ich habe natürlich d i r e k t erkannt, dass es sich hierbei um Fangfragen handelt. Ausserdem brüllte mir mein Überlebensinstinkt ins rechte Ohr, ich solle jetzt endlich meine Klappe halten. Hätte ich denn nicht eh genug angerichtet, als ich die WEISSE Schokolade leichtfertig verschenkte. Nun war auch noch mein Überlebensinstinkt gegen mich. Oh Gott, was hab ich nur angerichtet.

Mein Fluchtinstinkt boxte in diesem Moment meinem Überlebensinstinkt ganz fest auf die Nase und brüllte (noch im Schlag): Lauf! Lauf um dein Leben! Ich rutschte also unauffällig mit meinem Stuhl Richtung Ausgang, während ich hektisch versuchte, ein Flugticket nach Südamerika zu ergattern. Ich fürchte, sie werden mich finden. Egal, wo ich mich auf der Welt verstecken werde!

Bei Schokolade hört die Freundschaft auf, habe ich inzwischen gelernt.

Ich weiss jetzt noch nicht so genau, wie ich aus der Nummer J E M A L S wieder rauskommen soll. BETET FÜR MICH!

H.

Ja…is denn heut schon Weihnachten?

Wir haben zur Zeit bisweilen absurde Gedanken…das passiert, wenn man so viel arbeitet, dass Frühstück, Mittagessen und Abendessen nur noch aus Schokoriegeln bestehen. Deadlines drücken …wie Schuhe, die vorne spitz zulaufen.

Frau Kunterbunten hat grad BERGE an Arbeit auf dem XL-Arbeitstisch liegen. BERGE! Manchmal kann ich gar nicht drüber weg gucken. Ich kann Marion nicht sehen, die ein paar Meter weiter weg vor eben solchen Bergen sitzt. Letztens wollte ich mit spitzen Gegenständen…solche, die in der Haut stecken bleiben und fiese blutende Wunden hervor rufen nach Herrn Kunterbunten werfen. Aber er duckte sich immer hinter meinem Berg weg. Dies rettete vermutlich sein Leben. Vorerst.

Der Wahnsinn hat einen Namen: Weihnachten!

Vor ein paar Tagen haben wir die Bedarfslisten für unsere beiden Weihnachtsmärkte, die wir dieses Jahr beschicken erstellt. Was man sich nicht alles so vornimmt, wenn man im Sommerurlaub am Strand liegt und die Produktion vorplant. Nun ja…

Wir gehen wieder auf Weihnachten zu. Jahr für Jahr immer dasselbe. Nur haben sich unsere Rahmenbedingungen seit dem Umzug in die grösseren Räume massiv verbessert. Alles hat Platz. Auch die ganze Ware, die wir im Akkord produzieren. Wir haben sogar ein Weihnachtsregal, mit Heizkörpern, sämtlichen Dekowaren etc.

Einatmen…ausatmen…schön abwechselnd.

Es gibt immer was zu tun!

Auch wenn das für Besucher mitunter immer alles schick und fertig ausschaut *hysterisch lacht*…wir haben hier noch eine dicke fette interne Atelier-To-Do-Liste. Wir sind ja hopplahopp innerhalb weniger Wochen umgezogen, während wir parallel den alten und die neuen Räume renovierten. Irgendwie unser Schicksal: einen Raum mieten, den augenscheinlich keiner will, ihn zu einem Schmuckstück machen und dann pausenlos von Kundschaft gefragt werden, wann wir hier wieder raus gehen, damit sie hier einziehen können 😉

Hier hat sich wieder was getan…was kleines: wir haben E N D L I C H die zweite Lampe geliefert bekommen, zu der ersten Lampe. Die erste Lampe wurde bereits im Dezember im Doppelpack bestellt, denn für optimale Ausleuchtung sollten zwei grosse Lampen über dem Zuschneidetisch hängen. Eine Lampe kam. Die zweite Lampe hatte erst Lieferschwierigkeiten. Dann wurde spontan die Produktion eingestellt. Nach einigen Monaten wurde die Produktion wieder aufgenommen und es gab Lieferschwierigkeiten.

Was haben wir geweint, ich und die einsame Lampe. Der Rest der Kunterbunten, diese unästhetischen Kulturbanausen fanden das alles nicht so schlimm. Sie hätten sich an diese eine einsame Lampe gewöhnt, sagten sie. EINE Lampe sei doch auch…nett. EINE Lampe sei besser als KEINE Lampe…bla bla…Dabei zogen sie vermeintlich Optimissmus verbreitend die Mundwinkel ganz nach oben. Was sie wirklich sagen wollten war: Gib endlich Ruhe mit der doofen Lampe!

Und das sind so Momente in meinem Leben, in denen ich mich frage, was ich verbrochen habe, um mit solchen MENSCHEN arbeiten zu müssen. Haben meinen Kampf um die zweite Lampe kopfschüttelnd als aussichtslos erklärt. Kann man sich das vorstellen? Aussichtslos…das ist ein Wort, das Frau Kunterbunten nicht kennt. Es gibt nur eine Richtung: vorwärts!

Hah! Nehmt das, ihr Nasen!

Da isse nun, die zweite Lampe. Hab so lange genervt, bis irgendwo auf der Welt eine für mich zusammengebastelt wurde. Na bitte…geht doch!

Und auch die erste Lampe strahlt vor Freude umso heller…scheint mir 🙂

Habts hübsch!

Wie ich mal was in China bestellte Teil II

Ist ja schon ein Weilchen her, dass Frau Kunterbunten ihren Blutdruck für längere Zeit in schwindelerregende Höhen getrieben hat…deswegen könne man ja mal wieder was in China bestellen. Is ja letztes Mal auch gut gegangen…versuchte ich mein klopfendes Herz zu beschwichtigen. Is ja nicht viel…nur XY Euronen, wenn die weg sind…pah…das kann man verschmerzen. Die sind doch alle geprüft auf Alibaba, das sind sicher keine schwarzen Schafe drunter *pruuuuust*

Leider gibts mein gewünschtes, weil extremtens bewährt, Produkt nicht in Europa zu kaufen. Es gibt es nur in Bangkok in einer kleinen Seitenstrasse in Chinatown, links neben der Garküche, in die kleine Gasse, immer den Pfützen ausweichen (nicht alles, was glänzt ist Regen), dann einmal links, Luft anhalten beim Durian-Stand, Kopf einziehen wegen lose herunter hängenden Stromkabeln, noch einmal links und schon ist man da: ein kleiner feiner japanischer Scherenladen. Mit viel Herzblut betrieben und immer die passende Schere am Start. Ich wette, wenn man nach ner Schere fragt, mit der man in Mafia-Manier unliebsame Menschen in klitzekleine Teilchen schnibbeln kann…wird auch da der gutmütige Japaner nicken und lächelnd die passende Schere aus dem Lager holen. Nicht, dass ich schon mal nach so einer Schere gefragt hätte oder so…Ich fragte für … einen Freund!

Ihr fragt euch sicher: Was ist da so besonders an dieser ollen Schere? Sie ist ja nicht mal gepunktet. Sie wird in Bangkok zum Stoff schneiden verwendet. Sie geht (mit der richtigen Technik) durch wie Butter. Aber dafür brauchen wir sie tatsächlich nicht. Reissverschlüsse. Wir verwenden Endlosreissverschluss und dieser muss gestückelt werden. Und seit wir einen deutschen hersteller haben, sind die Zähnchen noch dicker und robuster. Alle Werkzeuge, die wir in den letzten Jahren zweckentfremdeten…scheiterten. Bis auf diese Schere….sie schneidet und schneidet und schneidet. Wahrscheinlich könnte man damit sogar…unliebsame Menschen…vergesst es!

Ich schweife ab…lange Rede kurzer Sinn: vor ein paar Wochen war Frau Kunterbunten ja sogar zufällig in Bangkok, hatte aber das Goldkind im Gepäck und die Gesamtsituation war „schwierig“. Ein Durian-Stand wäre da fatal gewesen. Eltern anderer pubertierender Kinder nicken an dieser Stelle wissend und reichen einen Schnaps! Also bestellen…

Ich weiss nicht, was da an meinem Notebook verstellt wurde. Es war schliesslich keiner dran, ausser der Gatte, der alles „vereinfachte“. Ich glaube, er hatte nur Gutes im Sinn. Ich gehe sogar fest davon aus. Auf jeden Fall hat sich während dem Bestellprozess die Bestellprozedur ständig auf italienisch verstellt. Italienisch…ich bitte euch! Isch kann so definitiv net abbeide. Das hat mich so wahnsinnig gemacht, dass ich mit meinen schwitzigen Händen innerhalb 60 sec 2x einen Bestätigungscode eingeben musste. 60 sec. Die brauche ich schon allein, um meine Brille zu suchen (hatten die auf Alibaba eigentlich schon immer so eine WINZIGE Schrift?), um meine Mail zu öffnen, das Dingens einzutippseln. Der Code besteht aus 6 Ziffern. Ab 3 wirds schwierig. Mit dem Merken. Zum Glück hatte ich noch zwei leere Haribo-Tüten von heute morgen zum Reinatmen da. Beim zweiten Anlauf hats dann aber geklappt.

Ich habe das jetzt mal bestellt und direkt bezahlt.

Mal gucken, was passiert.

Letztes Mal ist es auch gut gegangen, nech?! *hyperventilier*

Faulheit siegt…meistens!

Faulheit siegt! Naja…meistens jedenfalls.

Manchmal weinen wir unserem alten Atelier hinterher. Nicht falsch verstehen, wir lieben unseren neuen Palast. Wir lieben unsere XXL-Tische und unseren Mega Zuschneidetisch. Manchmal überkommt uns etwas Wehmut. Dann weinen wir…alle gemeinsam. Währenddessen plündern wir unsere geheimen Süssigkeitenvorräte, essen alle Kekse und die heiligen Notfallplätzchen von Laura unserer Aushilfe. Wenn wir nämlich unsere gesamte Marktbestückung inklusive Marktstand in den ersten Stock schleppen müssen. Das kommt nicht oft oft vor…so 4 Mal im Jahr. Aber in solchen Momenten weinen wir unserem alten EBENERDIGEN Atelier hinterher.

Wobei das Schleppen ja nicht primär das Problem darstellt. Es ist eher die Tatsache, dass Frau Kunterbunten eine besondere Affinität zu unseren Treppenhausstufen hat und mindestens schon 36 Mal die Treppen auf dem Hintern runter rauschte, in dem halben Jahr, seit wir umgezogen sind. Böse Zungen (wie z.B. die des Herrn Kunterbunten) behaupten ja, das mache sie nur, damit sie schneller unten sei. Quasi schneller als alle anderen. Schliesslich könne Frau Kunterbunten ja irgendwas Spannendes verpassen. Tse!

Jetzt war es mal wieder so weit: es standen diverse Reparaturen am Standsystem an. Die Marktvorräte mussten gesichtet und komplett neu nach Farben sortiert werden. Rundumschlag also. Sehr gefürchtet und deswegen wird sowas immer bis aufs Maximum hinausgezögert, verschoben und sich davor gedrückt, bis es nicht mehr geht.

Da es tierisch heiss war am Freitag, bastelten wir uns mal eben gschwind aus einem quietschgelben Verlängerungskabel und einer (natürlich gepunkteten) XXL-Einkaufstasche einen Seilzug. Sah absolut S P E K T A K U L Ä R aus. Hat vorbildlich maximales Gewicht gehalten. Den Praxistest mit Menschen im XXL-Bag, wollte dann aber doch keiner freiwillig durchführen.

Hat uns viele Treppenstufen erspart, wir konnten mögliche Stürze galant umgehen und haben wieder mal die gesamte Nachbarschaft unterhalten.

Die denken auch, wir haben nen Knall 😉

Vielleicht haben sie ja recht.

Habts hübsch 🙂

Wie ich mal was in China bestellte…

Wann kommt es schon vor, dass der TNT-Bote von zwei völlig hysterisch kreischenden Frauen erwartet wird?

Eine blass, zitternd und in eine Haribotüte hyperventilierend, die andere mit der Tequilaflasche unterm Arm aus der Atelierküche entgegen rennend. Wir waren ihm wohl sehr suspekt…er hat ganz schnell rückwärts gehend die Flucht angetreten. Man hörte ihn sogar die Treppe runter RENNEN.

Nun ja…eigentlich ein ganz normaler Tag hier…a u s s e r…dass wir hier eine Lieferung erwarteten auf die wir 5 Monate hingearbeitet haben, die enorm viel Geld gekostet hat, Nerven, Tränen, Geschrei, Haare raufen und viel viel Tequlia.

Wir haben uns ein eigenes Produkt anfertigen lassen, ganz ganz eigen, eigener Entwurf, eigene Maße. Nach einem Fehlversuch mit einem deutschen Hersteller (deutsche Wertarbeit, pöh!) haben wir uns an einen chinesischen Hersteller gewandt, kein Deal. Der nächste chinesische Hersteller, auch kein Deal usw… immer sehr frustrierend, da so viel Arbeit, ZEIT und Energie in die Verhandlungen gesteckt wurde. Hersteller Nummer 5 erwies sich dann als äusserst vielversprechend. Mit dem kamen wir dann recht schnell ins Geschäft. Geordert wurde eine Testbestellung von über 1000 Clipbügeln. Zollpapiere vorbereitet, Zolltarifnummer rausgesucht, Eori bereit gelegt und gewartet. Und gewartet. Und gewartet.

Und dann kommt dieser Moment, wo man das „go“ gibt und im selben Moment anfängt, Schweissausbrüche zu bekommen: Hoffentlich sind die Bügel nicht golden, hatten die auch nicht inch mit cm verwechselt, was ist wenn…? Ich habe kaum geschlafen die letzten 3 Wochen. Die Hühner rissen derweil Witze, auf meine Kosten natürlich…sollten die Bügel golden sein, könne man ja eine Niederlassung in Osteuropa eröffnen, dort würden goldene Clipbörsen hoch im Kurs stehen. Es wurde erörtert, was man alles mit dem Geld (was ich in deren Augen schon verbrannt hatte, danke fürs Vertrauen, ihr Nasen!) alles hätte anstellen können: Schuhe kaufen bis zum Abwinken, in Urlaub fliegen, ein Boot, ein Flugzeug, ein Ferrari…die wichtigen des Lebens eben. Diese ganze Wartezeit war etwas viel für meine zarten kunterbunten Nerven. Ich habe viel geweint in der Zeit. Echt jetzt. So still und heimlich in mich rein.

Je näher der Liefertermin rückte, desto flauer wurde mein Magen. Ich konnte kaum was bei mir behalten ausser Chips und Schokolade. Meist sass ich jammernd im Atelier, den Kopf zwischen den Knien, abwechselnd geweint, hysterisch gelacht und hyperventilierend in meine Haribotüte geatmet. Ich habe die Haribotüte oft gebraucht, so oft, dass mir sogar angeboten wurde, den Rand mit Schrägband zu Versäumen, fürs Auge, ihr versteht?! Wir waren ein unzertrennliches Duo. Best buddies. Ich und die Haribotüte. Wir haben sogar fast den gleichen Namen.

Ja…dann war es so weit. Es kündigte sich klingelnd vom Tor unten der TNT-Bote an. M., meine Perle ist ja ein wenig boshaft. Das muss man an dieser Stelle schon sagen. Sie packte nämlich das Paket aus, während ich mit meiner Haribotüte beschäftigt war und rief ganz begeistert:“ Guck mal, was für ein schönes GOLD!“

Gold? Haha. Witzig. Nicht!

Inzwischen haben wir unsere wunderschönen perfekten Clipbügel ausgepackt, gestreichelt und nach dem einen, anderen und zur Sicherheit nochmal doppelten Tequila starten wir dann mit der Verarbeitung.

Ende gut…alles gut.

Habt ein schönes stressfreies Wochenende 🙂